Copyright: Bärbel Offergeld für Neue Effizienz
PROJEKT MOVE 2035

Mehr Mobilität mit weniger Verkehr: Ein Solinger Zielbild für nachhaltige Gewerbemobilität

Unter dem Motto“ Mehr Mobilität mit weniger Verkehr“ entsteht im Auftrag der Wirtschaftsförderung Solingen gemeinsam mit verschiedensten Akteuren der Stadtgesellschaft ein Zielbild von einer nachhaltigen Mobilität der Arbeitswelt von morgen.

Arbeiten, Mobilität, Leben – alles ist im Wandel. In „MOVE 2035“ setzen wir uns mit der etwas entfernteren Zukunft unserer Arbeits- und Lebensorte und deren Mobilität auseinander: Wie soll die Welt in etwa 15 Jahren aussehen? Wie arbeiten wir, wie bewegen wir uns dabei nachhaltig? Welcher (Pendel-)Verkehr ist noch nötig und an welcher Stelle kann Digitalisierung uns unterstützen?

Projektlaufzeit 01.08.2021 bis 31.05.2022 -Förderkennzeichen 67WM21008

Kurzbeschreibung des Projektes

Die Stadt der Zukunft unterliegt einem Systemwandel von enormer Tragweite und bedarf deswegen völlig neuer Stadtentwicklungsansätze. Solingen verfolgt bereits einen ganzheitlichen Ansatz, der die lebenswerte Zukunft der Menschen ihrer Stadt in den Mittelpunkt stellt. Neben den aktuellen Projekten und Ansätzen wollte sich Solingen jedoch auch mit der etwas entfernteren Zukunft der Stadt auseinandersetzen: Wie sieht die Welt in 15 Jahren aus? Welche Mobilitätsformen werden benötigt, welcher (Pendel-)Verkehr ist dazu noch nötig und an welcher Stelle kann Digitalisierung dabei unterstützen?

Mit vielfältigen Akteursgruppen der Stadtgesellschaft wurde über partizipative Ansätze ein Zielbild für „Mehr Mobilität mit weniger Verkehr“ entwickelt. Ziel des Projektes war es, ein gemeinsames Verständnis zu erarbeiten, das Wünsche und Bedürfnisse von zukünftigen Mobilitätsnachfrager*innen – insbesondere induziert durch berufliche Pendelbewegungen – sowie technologische oder digitalbasierte Ideen für Mobilitätsangebote skizziert, um dies als übertragbare Blaupause für die weitere Stadtentwicklung zur Verfügung zu stellen. Dazu wurden im Projekt verschiedene Visualisierungsformate sowie typische Nutzer*innencharaktere (Personas) entwickelt, welche übereinandergelegt die Erlebbarkeit der Vision ermöglichen.

Das Gesamtbild dieser Personas und den gezeichneten Angeboten, Wünschen und Bedürfnissen bildet ab, welche Art beruflich induzierter Mobilität 2035 geboten, erstrebenswert und möglich ist. Der Gesamtprozess in der Projektphase wurde im Auftrag der Wirtschaftsförderung Solingen durch ein Team aus Transformationsexpert*innen, Raumgestalter*innen und Verkehrswissenschaftler*innen kuratiert und konnte auf ein breites Ökosystem von innovationsinteressierten Akteuren aus der Stadt, der Region und der ganzen Bundesrepublik zurückgreifen. Eine treibende Stadtakteurin war die Wirtschaftsförderung Solingen, die selbst spannende Formate für kollektive Innovationen sowie den Zugang in die Start-Up Welt einbrachte und darüber hinaus das zu entwickelnde Gewerbegebiet „Stöcken 17“ als Beispielquartier und Laborraum zur Verfügung stellte.

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Das Gesamtbild dieser Personas und den gezeichneten Angeboten, Wünschen und Bedürfnissen bildet ab, welche Art beruflich induzierter Mobilität 2035 geboten, erstrebenswert und möglich ist. Der Gesamtprozess in der Projektphase wurde im Auftrag der Wirtschaftsförderung Solingen durch ein Team aus Transformationsexpert*innen, Raumgestalter*innen und Verkehrswissenschaftler*innen kuratiert und konnte auf ein breites Ökosystem von innovationsinteressierten Akteuren aus der Stadt, der Region und der ganzen Bundesrepublik zurückgreifen. Eine treibende Stadtakteurin war die Wirtschaftsförderung Solingen, die selbst spannende Formate für kollektive Innovationen sowie den Zugang in die Start-Up Welt einbrachte und darüber hinaus das zu entwickelnde Gewerbegebiet „Stöcken 17“ als Beispielquartier und Laborraum zur Verfügung stellte.

Mobilität im Jahr 2035: Solingen macht sich gemeinsam auf den Weg!

ZIELBILD

Als Hauptergebnis des Projektes MOVE2035 stellt das Zielbild 2035 sämtliche erarbeiteten Maßnahmen und ihre Lokalisierung im exemplarischen Gewerbegebiet Stöcken17 dar. Ein lebendiges Quartier mit vielen Freiflächen zum Aufenthalt, Einbettung in die umliegenden Naturräume und guter, multimodaler Anbindung an verschiedenste, umweltfreundliche Verkehrsmittel. Durch diese Verknüpfungen können Pendelwege eingespart, und die verbleibenden Wege durch Verlagerung und Verbesserung umweltfreundlicher gestaltet werden.

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Aus der „Picturethon“ genannten Workshopreihe, die im Projektverlauf durchgeführt wurde, konnten die Themen Mobilität, Arbeit, Digitalisierung, Umwelt, Energie und Barrierefreiheit gewonnen werden, die ein Gewerbegebiet in Zukunft adressieren muss. Diese bilden auch die sechs Dimensionen des Zielbildes, das im Anschluss an jeden Workshop vervollständigt wurde und damit im Projektverlauf weiterwuchs. Gewünschte bauliche Maßnahmen und dazugehörige Arbeits-, Mobilitäts- und Lebenspraktiken werden hier jeweils erläutert.

Teilzielbild

MOBILITÄT

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Herzstück des Zielbildes bildet der Mobilitätshub im Zentrum des Gewerbegebietes, der das klassische „Parkhaus“ auf neue Beine stellt. Als zentraler Umstiegspunkt wird ein nahtloser Wechsel zwischen den Verkehrsmitteln ermöglicht und ein Ort vernetzter und intelligenter Mobilität geschaffen. Der Mobilitätshub ist einerseits zentrale Haltestelle für den ÖPNV, bietet den Fahrgästen komfortable Warte- und Aufenthaltsmöglichkeiten und liefert Lademöglichkeiten für den in Solingen verkehrenden Batterieoberleitungsbus (BOB). Zudem ist im Mobilitätshub ein nahtloser Umstieg vom und aufs Fahrrad möglich, da die Anbindung an eine Bikesharing-Station sowie an sichere und komfortable Abstell- und Einlagerungsmöglichkeiten auch für hochwertigere Privatfahrräder gegeben ist. So kann gewährleistet werden, dass sowohl spontane Alltagsfahrten als auch tägliche Pendelwege per Rad durchgeführt werden können. Der Umstieg vom und auf den Pkw ist im Mobilitätshub ebenfalls möglich, da neben Carsharing-Angeboten auch Parkmöglichkeiten für Privatfahrzeuge vorhanden sind. Die Parkbereiche sind dabei in besonderer Weise unterteilt, sodass Anreize für Fahrgemeinschaften und Carsharing geschaffen werden: nutzen Personen solche Angebote, dürfen sie näher am Ausgang parken als Alleinfahrende und Privat-PKW-Besitzer. Während zu Beginn auch benzin- oder dieselbetriebene Fahrzeuge den Mobilitätshub nutzen dürfen, sollen nach einer 5-jährigen Übergangszeit nur noch E-Fahrzeuge dort parken dürfen. Der Strom für die E-Ladeinfrastruktur wird durch Geothermie und Photovoltaik direkt vor Ort erzeugt.

Außerhalb des Mobilitätshubs wird vor allem dem Radverkehr auf dem gesamten Gewerbegebiet eine hohe Priorität eingeräumt. Um das Gebiet herum führt ein separat ausgewiesener, breiter Radweg, von dem aus sich verzweigende Radwege durch das Gebiet ziehen. An mehreren Knotenpunkten befinden sich zudem Abstellmöglichkeiten für private Fahrräder, sowie Lademöglichkeiten für E-Räder und Bikesharing-Stationen.

Im Bereich ÖPNV trägt der Batterieoberleitungsbus (BOB) das Hauptverkehrsaufkommen. Tagsüber fährt in engem Takt ein solcher Bus zwischen dem Solinger Hauptbahnhof und dem Gewerbegebiet. Dazu verkehren Schnellbusse für Fernpendler*innen aus Wuppertal, Remscheid, Düsseldorf oder vom Solinger Hauptbahnhof. In den Randzeiten verkehrt ein On-Demand-BOB, der kleinere Fahrzeuge und eine bedarfsorientierte Taktung aufweist. Der BOB soll ferner um einen Multifunktionsbereich erweiterbar sein, in dem Kinderwagen, Rollstühle, Rollatoren und Fahrräder flexibel, komfortabel und entgeltfrei untergebracht werden können. Im Jahr 2035 wird zudem der Aspekt der City-Logistik mittels eines Paketanhängers oder kleineren BOB-Fahrzeuges („Bobby“) umsetzbar sein.

Für Fußgänger*innen stehen im Jahr 2035 sämtliche Flächen zur Verfügung, die keine Fahrbahnen oder Radwege sind. Durch die Schrittgeschwindigkeit für Autofahrende wird der Fußverkehr zudem sicher und komfortabel.

Teilzielbild

ARBEIT

Das Zielbild sieht vor, dass Gewerbegebiete im Jahr 2035 nicht nur reine Arbeitsorte sind, sondern Lebens- und Begegnungsorte darstellen, an denen Mitarbeitende und Anwohner*innen verschiedenste Services vor, während und nach ihrer Arbeit in Anspruch nehmen können. Flexible Arbeitszeitmodelle verringern das Verkehrsaufkommen und ermöglichen die Inanspruchnahme von Dienstleistungen wie den Einkauf im Supermarkt, Fitnessstudios, Hundebetreuung, Kindertagesstätte, Postservice und Gastronomie, wodurch Mobilitätswege entfallen und Suffizienzeffekte zur Reduzierung von verkehrsinduzierten Treibhausgasemissionen beitragen.

Teilzielbild

DIGITALISIERUNG

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Digitalisierung nimmt laut Zielbild die Rolle eines Ermöglichers und Vernetzers ein. Eine Gewerbegebiets-App, bündelt zentral alle Services und ist im Quartiersmanagement des Gebietes integriert. Unternehmen und deren Mitarbeiter*innen können über die App Besprechungsräume reservieren, Essen bestellen, Fahrräder buchen, Fahrgemeinschaften finden und sich mit anderen Firmen vernetzen. Die App bietet gleichzeitig die Möglichkeit, sämtliche geteilten Mobilitätsangebote des Gebietes (z.B. Carsharing, Bikesharing, Reservierung der sicheren Abstellanlagen für Fahrräder) zu buchen und zu verwalten. Bis zum Jahr 2035 soll ein zentrales digitales Abrechnungssystem umgesetzt sein, bei dem für einen Abo-Preis alle Mobilitätsangebote genutzt werden können. Für Besucher*innen und Gäste ist es darüber hinaus möglich, einzelne Mobilitätsdienstleistungen zu buchen, die dann kilometer- und luftliniengenau abgerechnet werden.

Teilzielbild

Umwelt

Durch vorherrschende E-Mobilität, Schrittgeschwindigkeit für Pkw, sowie der allgemeinen Priorität für den ÖPNV, Radfahrende und Fußgänger*innen, werden bis 2035 die Stickoxid- und Lärmemissionen massiv reduziert. Zum Wohlfühlen tragen zudem umfassende Grünflächen bei, die zu Erholung, Austausch und gemeinsamen Zusammenkünften einladen. Ergänzt wird dies durch insektenfreundliche Flora, Hochbeete sowie begrünte Dächer und Gebäudefassaden, die Lebensorte für Kleintiere und Insekten schaffen, zur Kühlung des Gebietes an Hitzetagen beitragen und Versickerungsflächen für Starkregenereignisse bieten. Die Zielbild-Vision ist ein klima-und umweltfreundliches Gewerbegebiet, das an Klimawandelfolgen angepasst ist.

Teilzielbild

Energie

Wiederbelebte Gewerbegebiete werden im Jahr 2035 Energieproduzent und -konsument gleichermaßen sein. Durch die Koppelung von Geothermie mit Photovoltaik wird Strom und Wärme erzeugt, die zur Versorgung des Gebietes und Bereitstellung der elektrischen Ladeinfrastruktur beiträgt. Das Zielbild skizziert somit ein Vorbildquartier für Sektorenkopplung zwischen Energie und Mobilität.

Teilzielbild

Barrierefreiheit

Barrierefreiheit wird eine essentielle Rolle für zukünftige Lebens- und Arbeitsgebieten spielen. Die App wird durch 2-Sinne-Kommunikation auch für Personen zugänglich gemacht, die blind, stark seheingeschränkt oder gehörlos sind. Für blinde Personen beinhaltet die App eine Sprachausgabe und -steuerung. Zudem wird die App eine Navigationsfunktion beinhalten, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Seheinschränkungen zugeschnitten ist. Ergänzt wird die digitale Navigation über ein physisches Blindenleitsystem, das die praktische Fortbewegung erleichtert. Für Gehörlose wird die App zudem eine Gebärdensprachfunktion beinhalten, um gehörlosen Menschen neben dem reinen Lesen von Informationen zusätzlich die Möglichkeit der Interaktion über Gebärdensprache zu ermöglichen.

Das im Rahmen der Workshops erarbeitete Zielbild stellt ein Optimalbild dar, das als Allgemeinvision und Anreizgeber eine Leuchtturmfunktion einnimmt, um den gezeigten Optimalzustand bis zum Jahr 2035 bestmöglich erreichen zu können. Im Sinne der Übertragbarkeit beinhaltet unser Zielbild praxisnahe Komponenten, die an anderen Gewerbestandorten in der Bergischen Region und darüber hinaus umsetzungsrelevant sein können oder zumindest das Bewusstsein für Anforderungen an ein Gewerbegebiet der Zukunft schaffen und zum Austausch mit anderen Kommunen anregen sollen.

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